Wenn in einen dunklen Raum durch ein kleines Loch Licht einfällt, erscheinen auf heller Fläche die Dinge von außen als Abbild – auf dem Kopf stehend, seitenverkehrt, ziemlich düster, doch in natürlichen Schattierungen und Farben.
Abbildung: Enzyklopädie um 1750
Höhlenmenschen mögen in ihren dunklen Räumen Abbilder des Lichts schon beobachtet haben, denn in der Höhle von Lascaux gibt es Darstellungen von Tieren, die auf dem Kopf stehen.
Abbildung: Höhlenmalerei vor ca. 20 000 Jahren
Der griechische Philosoph Aristoteles erkannte während einer Sonnenfinsternis, dass Lichtstrahlen, die durch kleine Lücken des Blattwerks einer Platane auf den Boden trafen, seitenverkehrte Abbilder der Sonnensichel projizierten.
Abbildung: Projektionen während einer Sonnenfinsternis 1999
Leonardo da Vinci nannte das Phänomen von Abbildern göttliches Mysterium, zugleich hat er die Funktion des Auges nach diesem Prinzip erkannt.
Abbildung: Das Auge als Camera obscura 1490/95
Seit der Renaissance erhielten vielfältige Bauformen der Camera obscura große Verbreitung und mit Linsen »Verbesserung«. Die Camera obscura diente dem Studium der Zentralperspektive, war Hilfsmittel beim Zeichnen, Erlebnisraum oder Volksbelustigung.
Abbildung: Bauwagen als Camera obscura 2010
Es war nur eine Frage der Zeit, die Bilder des Lichts auch fixieren zu können. 1839 gilt als Geburtsjahr des fotografischen Verfahrens mit Kameras, die zeitgemäß ein Objektiv hatten. Lochkameras waren damals kaum praktikabel und deshalb uninteressant. Es entwickelten sich Hightech-Fotografie sowie Film und Fernsehen und seit Ende des vorigen Jahrhunderts sind überwiegend digitale Bildwelten geläufig.
Abbildung: Erste Fotografie der Welt von Nicéphore Niépse 1826
Vor einigen Jahrzehnten begann weltweit eine Besinnung auf die Camera obscura, sei es spielerisch und experimentell oder künstlerisch und philosophisch. Als Lochkamera fungieren heute speziell gefertigte Kästen mit genauester Lochgröße dank Lasertechnik, aber auch Zimmer, Schuhkartons oder Streichholzschachteln bieten das Dunkel für solcherart Fotografie; der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Abbildung: Volkmar Herre mit Robert-Rhigby-Pinhole-Camera 1997